Ashes for Breakfast Read online

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  voller Überraschungen sind

  aufgeschrieben in diesen

  seltsamen Augenblicken da

  irgendetwas noch Ungewisses

  ein Tagtraum eine einzelne

  Zeile von neuem anfängt und

  dich verführt.

  MONOLOGICAL POEM #2

  From time to time

  I have these days when

  I feel like embarking

  on a poem again

  of a kind that still isn’t

  all that popular. I mean

  one without any meta-

  physical refinements or

  that thing that lately has stood in

  for such … that type of

  cynical genuflecting

  at the stilted progress of history

  or standing gasping akimbo

  in the tough East-West marathon

  as if you were one of

  Alighieri’s damned

  with a stitch. Poems

  someone said to me the other day

  only attracted him if they

  were full of surprises

  written at those

  odd times when

  something still inchoate

  a daydream a single

  line begins somewhere and

  undoes you.

  MONOLOGISCHES GEDICHT NO. 4

  Du verfolgst deine eigen-

  sinnigen Pläne du stellst

  die Bilder um ordnest die

  Augenblicke aber du hörst

  ihnen nicht zu wie sie

  ganz anders ordnend ihre

  eigensinnigen Pläne ver-

  folgen wie sie die Bilder

  umstellen zufällige Gesten

  zeigen in denselben Räumen

  sich anders bewegen bemüht

  dir nicht zuzuhören. Das

  ist der springende Punkt.

  MONOLOGICAL POEM #4

  You pursue your own

  eccentric designs you re-

  fine the images you order

  the moments but you don’t

  listen to them

  as quite differently in their own ways

  they pursue their eccentric

  designs refine

  images show chance movements

  move differently

  in the same spaces and damned

  if they’re going to listen to you. That

  is the nub.

  MONOLOGISCHES GEDICHT NO. 5

  Seltsam was mich noch immer

  umhaut ist diese Plötz-

  lichkeit mancher Augenblicke.

  Z. B. das helle Blinken der

  Bauchseite wenn ein Delphin

  sich herumwirft und durch den

  hochgehaltenen Reifen am Arm

  der Dompteuse springt. Oder

  der kalte Sekundenbruchteil

  wenn eine 61er Bildröhre auf

  einen Schlag implodiert und

  dir erst über den Splittern

  klarwird daß da immer schon

  kein Gedächtnis war (was also

  sollte verlöschen?). Vermutlich

  kommt alles von dieser feind-

  lichen Lichtung in deinen

  Träumen dem schiefen Tableau

  aller toten lebendigen Dinge

  tagsüber abgedrängt in jene

  diapositiven Regionen wo

  jedes so unabänderlich wirkt

  nicht wahr und trotz allem

  kaum länger dauert als ein

  paar tausend REM.

  MONOLOGICAL POEM #5

  Strange what continually a-

  mazes me is this suddenness

  of some instants.

  e.g., the bright flash

  of a dolphin’s belly

  on its upside-down arc

  through the hoop the swim-

  suited assistant holds aloft. Or

  the brittle split second

  when a ’61 cathode ray tube

  implodes at a stroke and

  it is only looking at the shards that it

  dawns on you that there never was

  any memory (so what was there

  to be wiped?). Presumably

  all that is generated from

  the menacing clearing

  in your dream the crooked

  tableau all the dead living things

  repressed by day into those

  shady slide-show regions where

  everything seems so immutable

  —yes?—and for all that

  lasts barely longer than

  a couple of thousand REMs.

  MONOLOGISCHES GEDICHT NO. 13

  (LIED)

  Sieh genau hin, ehe sie dich

  für blöd verkaufen.

  Amigo, die klarste

  Einsicht liegt in der Luft.

  Du mußt nicht

  schneller sein oder cleverer.

  (Das gehört hier dazu.)

  Geschäftigsein macht sich

  bezahlt (und scheint besser

  als Glücklichsein). In den

  Stunden der Unter-

  haltung bleibt noch die

  raschelnde Zwietracht

  von Konkurrenten, das

  Dickicht enttäuschter Blicke.

  In toten Studios Tonband-

  zirpen zu den kopierten

  Gesten, ansonsten

  Gesichter wie auf —

  geschlagene Zeitungen voller

  Kommuniqués und Sehn-

  sucht nach Televisionen am

  Abend und dem

  Betrug einer Hand

  über den Körper gleitend

  wie über Metall.

  MONOLOGICAL POEM #13

  (SONG)

  Take a good look, before they

  sell you a pup or down the river.

  Amigo, the clearest

  insight is in the air.

  You don’t need to

  be quicker or cleverer.

  (That’s part of it.)

  There is gainful

  employment (which makes it prefer-

  able to the pursuit of happiness). In the

  hours of enter-

  tainment there is still

  the discord bridling

  between rivals, the

  thicket of disappointed glances.

  In dead studios, tape-

  twitterings to the synched

  movements, otherwise

  faces like o-

  pen newspapers full of

  communiqués and the de-

  sire for a little television

  at night and the

  deception of a hand

  caressing your body-

  work.

  PERPETUUM MOBILE

  Ende der Eiszeit … (ein Film?): Tschuang-tse

  trifft Ezra Pound im Hades

  und schlägt ein Kreuz über ihm.

  Die Glücksgötter grinsen, die neuen Menschen

  blinzeln träg in die Sonne.

  Niemand mehr träumt den Traum

  von einem Zeitalter, in dem die Maschinen

  Köpfe tragen an ihrem Platz

  zwischen Pflanze und Tier.

  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

  Im Handumdrehn aus dem Lärm einer Stadt

  fliegst du als Zeitpfeil

  durch den Science-fiction-Spiegel

  hinaus in das galaktische Schweigen der

  Dichter des Tao.

  PERPETUUM MOBILE

  End of the ice age … (a movie?): Chuang-Tsu

  meets Ezra Pound in the underworld

  and makes the sign of the cross over him.

  The fortune gods grin, the new humans

  blink lazily in the sun.

  No one anymore dreams the dream

  of an age in which machines

  with heads occupy the place

  between flora and fauna.

  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

  In the blink of an eye, you fly

  out of the noise of a city like tim
e’s arrow

  through the science-fiction mirror

  out into the galactic silence of the Tao poets.

  FROM

  SCHÄDELBASISLEHTION

  (1991)

  PORTRAIT DES KÜNSTLERS ALS JUNGER GRENZHUND

  Zum Andenken an I.P. Pawlow

  Und alle Versuchshunde

  Der Medizinischen Akademie der

  Russischen Armee

  Eingefrorener Hund

  Wurde wiederbelebt.

  ›Das ist ja sonderbar!‹ schrie der

  Mit der dünnen Stimme.

  ›Und er kommt nicht allein‹

  Antwortete die Fremde.

  (Fortsetzung folgt)

  1

  Hundsein ist ein leerer Parkplatz am Mittag.

  ›Nichts als Ärger …‹ und Seekrankheit an Land.

  Hundsein ist dies und das, Lernen aus Abfallhaufen,

  Ein Knöchel als Mahlzeit, Orgasmen im Schlamm.

  Hundsein ist was als nächstes geschieht, Zufall

  Der einspringt für Langeweile und Nichtverstehen.

  Hundsein ist Kampf mit dem stärkeren Gegner

  Zeit, die dich schwachmacht mit rennenden Zäunen.

  Sovieles an Vielzuvielem auf engstem Raum …

  Hundsein ist diese Fahrt mit der Geisterbahn

  Sprache, die trickreich den Weg verstellt,

  Falle für Alles.

  Hundsein ist Müssen, wenn du nicht willst, Wollen

  Wenn du nicht kannst und immer schaut jemand zu.

  Hundsein?

  Ist dieses Übelriechen aufs Wort.

  2

  ›Geh aus dem Licht‹ sagst du und meinst im Glas

  Des Spiegels, blind vom Hinsehn, diesen Dämon

  Der dich (Quecksilberblick!) bejahrt bejaht.

  Mit hartem Strahl durchdringt er dein Gesicht

  Wie ein Spion vom Clan der Röntgengeister.

  Wenn du dich wendest, wendet in dir Angst

  Vorm Unumkehrbarsein zur Flucht nach vorn.

  Bis etwas feststeht …

  hinter den Grimassen.

  Noch im Phantombild wirst du, beim Gehirntest

  Sofort erkannt. Wenn auch nur halb und halb.

  Ein Andrer in den andern gehst du fremd

  Wie sie in dir fremdgehn.

  Die Stirn vermauert

  Ist jede Zuflucht schnell durcheilt. Zu spät

  Kommt alles erst ans Licht durch Autopsie?

  3

  … zig Jahre Dienst mit Blick auf Stacheldraht

  Landauf landab im Trott hält nur ein Hund aus,

  Der was ihn gängelt anstaunt, früh schon brav.

  Im Schlaf noch wird ihm jedes Loch im Grenzzaun

  Heimtückisch klein zum Einschuß hinterm Ohr.

  Ein sattes Schmatzen zeigt: Auch Hunde träumen.

  Was ihm den Maulkorb feucht macht, ist der Wahn

  Daß Parallelen irgendwann sich schneiden

  Wo Pawlow für den Rest an Psyche steht

  (Instinkt, mobilgemacht, ein Zickzack-Kompaß)

  Ist Dialektik nichts als … Hundetreue;

  Sinn für die Stimmung in his master’s voice.

  So kommt es, daß er erst im Abgang klarsieht,

  Am Ende des Prozesses.

  ›Wie ein Hund.‹

  4

  Alt siehst du aus, young dog. Atomzeitalt.

  Neugierig morgens, schwer von Rest-Rationen

  Bildsatter Träume streunst du in den Tag,

  Gebremst vom Autostrom im Smog, den Sprachen

  Gedruckt auf breitgewalztem Holz, dem Brei

  An dem nicht zu ersticken es viel List braucht.

  Denn was du sein sollst, gibt dein Phänotyp

  Der Fetisch, jedem sichtbar, vor: ein Deutscher.

  Weiß … männlich … mittelgroß … brünett.

  Das reicht

  Vielleicht für siebzig Jahre Kampf ums Dasein.

  Wenn’s hochkommt, hält Geduld den Rotz zurück.

  Doch droht mit Schlimmsten immerhin auch dir

  Die Dummheit,

  das Gesumm der Hirnmaschine

  Von der es heißt, sie produziert sich selbst.

  5

  Aus dem verramschten Rausch der frühen Jahre

  Geführt aufs Glatteis scheuer Sachlichkeit

  Frierst du am Nullpunkt ein vor Zeichenstarre.

  Durch dich hindurch geht was Versprechen spricht,

  Ein Schwindsuchtsog, der Wort, Blick, Geste leert.

  Die grellen Träume bleichen aus beim Waschen

  Chemisch entfärbt, mit blödem Zeug bedruckt.

  Die Resistenz am Ende des Jahrhunderts

  Zieht sich geheimnislos ins Hirn zurück.

  Was jetzt noch wachhält, Schwachkopf, ist Gelächter

  Über ein Tier, tief in sich selbst verstrickt.

  Sonst gibt es nichts, was ernst zu nehmen wäre.

  Gefragt, woran ich Tag und Nacht gedacht hab

  Sag ich aus List vielleicht nochmal ›An nichts.‹

  6

  Der Mensch, nun ja … das alphabetisierte Tier,

  Das einzige das lügt, gehorcht der Logik

  Von Augenmaß und Täuschung. Was das heißt

  Siehst du beim ersten Blick in eine Zeitung.

  Beim zweiten … Vorsicht … bist du schon dabei.

  Was hilft dir Skepsis, seit soviel geglaubt wird

  Daß du wie Stickstoff Illusionen atmest

  Die als Gerücht längst reiner Traumstoff sind.

  Statist des Alltags mit dem Kopf im Nebel

  Denk an Sokrates.

  Wenn der schwor ›Beim Hund!‹

  Fiel eine Welt aus Meinungen in Scherben.

  Wie jedes Kind schon weiß, echt paradox

  Bringt gleich das erste Wort ein Mißverständnis

  Das nur durch Wiederholung sich vergißt.

  7

  Glücklich in einem Niemandsland aus Sand

  War ich ein Hund, in Grenzen wunschlos, stumm.

  Von oben kam, was ich zum Glauben brauchte.

  Gott war ein Flugzeug, wolkenweiß getarnt

  Vom Feind, mich einzuschläfern, ferngesteuert.

  Doch blieb ich stoisch, mein Revier im Blick.

  Wenn ich auf allen Vieren Haltung annahm,

  Zündstoff mein Fell, lud mich der Boden auf.

  Im Westen, heißt es, geht der Hund dem Herrn

  Voraus.

  Im Osten folgt er ihm — mit Abstand.

  Was mich betrifft, ich war mein eigner Hund,

  Gleich fern von Ost und West, im Todesstreifen.

  Nur hier gelang mir manchmal dieser Sprung

  Tief aus dem Zwielicht zwischen Hund und Wolf.

  8

  Verstand, wie Joe sagt, die Dreigroschen-Hölle

  Ist dieser Ort, wo sich das Ich eins pfeift;

  Wo sich auf Abstand halten Angst und Neugier.

  Die Angst: es könnte bald an seinem Rand

  Spurlos verschwinden auf dem Weg der Neugier.

  Der Neugier: wie sich’s lebt, befreit von Angst.

  Daraus ergibt sich leicht ein kleines Drama

  Entlang der Grenzen, vom Verstand markiert

  Durch immer neues unverwandtes Streunen.

  Ich bin nicht hier, sagt es.

  Ich bin nicht dort.

  Und sein Versteckspiel zeigt: Ich ist kein andrer

  Als dieser Grenzhund, der sich selbst bewacht.

  Wer garantiert dir, daß er dich nicht anspringt

  Gesetzt, du ziehst dich still aus dem Verkehr?

  9

  Hört euch das an: Ich sei so sanft gewesen

  Daß man mich nun als Haustier halten will,

  Heißt es in einem Nachruf noch zu Lebzeit.

  Mir wird ganz schlecht, wenn ich sie flöten höre

  Von handzahm, kinderlieb und treu. Geschwätz!

  Für alles Fremde findet sich ein Kennwort.

  Sieht aus, als sei ich nun von Zeit ereilt

  Und meine Stimme schwimmt im Eingeständnis:
/>
  ›Halb war ich Zombie, halb enfant perdu …‹

  Vielleicht hat mich da draußen irgendwann

  Der Raum verschluckt, wo sich der Sichtkreis schließt.

  Von nun an soll mein Double für mich sorgen.

  Mein Trotz wird ausgekotzt mitsamt der Frage:

  Ob Haustierhirne schließlich leichter sind?

  10

  Wie gut nur, daß man meiner Stirn von außen

  Den Film nicht ansieht, der im Innern läuft.

  ›Mein Leben rückwärts …‹ oder wie ich blindlings

  Im Sperrgebiet durch die verminten Zonen strich,

  Selbst nur ein Strich in einer offnen Gleichung.

  Nun ist sie nicht mehr offen, ich bin frei.

  Die Landschaft sinkt zurück, ein neuer Baugrund.

  Seit ich hier raus bin, kennt mich niemand mehr.

  Der Sand löscht aus.

  Wachtürme sind vergeßlich

  Wie Augen, von den Höhlen abgelöst.

  Die zwei, drei Namen für den Ort der Trennung

  Sind schon verblaßt.

  Nichts mehr verrät den Trick

  Durch den ein Streifen Land zum Zeitloch wurde.

  Wie gut nur, daß man meiner Stirn nichts ansieht.

  11

  Und du? Hast du vergessen, wo du herkommst?

  Wird dir nun klar, wie groß der Schaden ist

  Sovieler Jahre Peinlichkeit und Komik…?

  Was für ein Land, in dem ein Wort zum Tag

  Viel mehr erregt als das noch nie Gesagte,

  Das somit ungesagt bleibt.

  Wessen Stimme

  Verschluckt sich beim Versuch den Fraß zu kauen?

  Sogleich zu wissen, was geschieht, was nicht

  Kann Raffinesse sein.

  Hier war es Lethargie

  Wie kopflos strammzustehn vor Müdigkeit.

  Was heißt schon Leben? Für alles gibt’s Ersatz

  Wo nur Hypnose herrscht und ›Dienst ist Dienst‹.

  Mach dir nichts vor, im Paradies der Hunde

  Ist Pisse an den Bäumen Stoff zum Träumen.

  12

  Hund unter Hunden nachts im Schußfeld wach:

  Wie war das noch, der Bauch gibt acht? Worauf?

  Daß du gepreßten Kuchen frißt in Preußen?

  Was war es, das dir in den Rücken trat,

  War es die Großhirnrinde, die da sprach

  ›Ich weiß‹? War es die Zufuhr frischen Bluts?

  Was für ein Hundeleben und um welchen Preis.

  Daß du ein Opfer bist, was soll der Quatsch?